Als Thilo Sarrazin, SPD-Politiker und ehemaliger Bundesbankvorstand, im August 2010 sein Sachbuch „Deutschland schafft sich ab“ veröffentlichte, löste das verschiedene Reaktionen aus. Öffentliche Empörung traf auf Verkaufsrekorde, ausverkaufte Lesungen auf Demonstrationen. Dabei wurde die Diskussion auf zwei Ebenen geführt: einer Sachebene über die konkreten Inhalte und Thesen Sarrazins und einer Metaebene über die Grenzen der freien Meinungsäußerung. Die Arbeit geht der Frage nach, inwieweit Sarrazin skandalisiert wurde und stellt vor dem Hintergrund der zwei Diskursebenen die These eines publizistischen Konflikts auf. Mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse wurde die Berichterstattung der überregionalen Tageszeitungen Süddeutschen Zeitung und Die Welt im Zeitverlauf untersucht.
Die zentralen Ergebnisse zeigen, dass Sarrazin in beiden Medien nicht gleich stark angeprangert wurde: in der Welt hielten sich Artikel mit negativer und positiver Tendenz nahezu die Waage, in der Süddeutschen Zeitung dominierte eine negative Sichtweise. Die Berichterstattung war nicht durchweg skandalisierend und nur in Bezug auf einzelne Teilaspekte der Diskussion (z.B. Forderung nach Konsequenzen) konsonant. Die Annahme eines publizistischen Konflikts konnte damit in Teilen bestätigt werden. Die Debatte um die Grenzen der freien Meinungsäußerung spielte dabei nur eine marginale Rolle. Die Sachargumente Sarrazins, seine Person und mögliche Konsequenzen standen im Mittelpunkt.
Die Skandalisierung von Thilo Sarrazin
Eine quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung der Medien über „Deutschland schafft sich ab“