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Die Rolle der Spielfilmredaktionen von privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern im Filmproduktionsprozess

In der Kommunikationswissenschaft, die sich vornehmlich mit Informationsmedien beschäftigt, finden Spielfilme bislang wenig Beachtung. Dabei ist der Film eine wichtige Form der öffentlichen Kommunikation. Eine Besonderheit ist, dass in Deutschland aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen kein Spielfilm ohne die Beteiligung eines Fernsehsenders produziert werden kann. Die Fernsehredaktionen spielen dabei nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich eine Rolle.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Stellung der Fernsehredaktionen im Entstehungsprozesses deutscher Spielfilme. Ziel ist es, das Handeln der Redakteur*innen nachzuvollziehen und auf diese Weise herauszufinden, wie dieses von sozialen Strukturen geprägt wird und wie viel Einfluss sie im Produktionsprozess nehmen.
Auf Basis von Uwe Schimanks Akteur-Struktur-Dynamik als Theorieperspektive wurden drei leitfadengestützte Experteninterviews mit Redakteur*innen von ZDF, BR und ProSiebenSat.1, sowie neun qualitative Dokumentenanalysen durchgeführt. Die Ergebnisse werden anhand eines Vergleichs von Haupt- und Nachwuchsredaktionen dargestellt. Es zeigt sich, dass die Redakteure im Nachwuchsbereich den Filmemachern mehr Freiheiten überlassen als in den Hauptredaktionen. In letzteren herrscht dagegen ein größerer wirtschaftlicher Druck, weshalb hier härtere Kriterien für die Projektauswahl und -arbeit angewendet werden.