transfer 22(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die Oper im Zeitalter ihrer digitalen Reproduzierbarkeit

Der Einfluss von Internet-Streaming auf die Kunstform Oper und ihre Rezeption

Mit dem Streamen von Opernvorstellungen hält die voranschreitende Digitalisierung auch Einzug in ein altes, als konservativ geltendes Medium. Obwohl die Vermutung, dass somit ein neues, junges, „digital native“ Publikum angesprochen wird, nahe liegt, ist dies nicht der Fall, wie die Befragung von Opern-Stream-RezipientInnen zeigt. Im Gegenteil: Das Opernstreaming wird hauptsächlich von jenen älteren, formal hoch gebildeten Personen genutzt, die ohnehin viele Vorstellungen besuchen. Es ist deshalb mehr als eine Erweiterung zum klassischen Konsum zu sehen und weniger als ein Ersatz dazu. Für die Opernhäuser ist ein wichtiger Grund für das Streamen, dass sie Bereitschaft zur zeitgemäßen Anpassung signalisieren, auch um nicht von anderen Unterhaltungsangeboten verdrängt zu werden. Obwohl eine Übertragung mit sehr vielen Kompromissen behaftet ist, genießt sie jedenfalls ein hohes Ansehen unter ihren NutzerInnen.