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Die Nachrichtenrezeption auf algorithmischen Informationsintermediären: Demokratiegefährdende Auswirkungen und Regulierungsansätze

Große Digitalkonzerne wie Google und Facebook fungieren zunehmend als Vermittler zwischen gesellschaftsrelevanten Informationsströmen und den Menschen in einer Demokratie. Ihre Algorithmen schlagen den Nutzer:innen personalisierte Inhalte vor und übernehmen dabei Funktionen traditioneller Medien, ohne dabei bedeutende journalistische Qualitätskriterien wie den Pluralismus zu berücksichtigen. Angesichts politischer Krisen in zahlreichen Demokratien ist es wichtig zu verstehen, wie die algorithmischen Entscheidungssysteme funktionieren und mit welchen Herausforderungen sie verbunden sind.

Das Ziel der Arbeit ist es zu erklären, welche demokratiegefährdenden Folgen die Nachrichtenrezeption auf Informationsintermediären haben kann und wie auf sie reagiert werden sollte. Dazu wird die folgende Forschungsfrage gestellt: Mit welchen regulatorischen Maßnahmen kann der digitale Wandel bereichernd in demokratische Systeme implementiert werden? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird zunächst aus einer demokratietheoretischen Perspektive beschrieben, welche Funktionen eine politische Öffentlichkeit erfüllen muss. Daraufhin geht es um den Einfluss von Intermediären und die Funktionsweise ihrer Algorithmen. Schließlich wird beantwortet, mit welcher Demokratietheorie der Einfluss datengesteuerter Kommunikation am ehesten zusammenpasst und welche regulatorischen Schritte notwendig sind, um den digitalen Wandel mit demokratischen Idealen zu vereinbaren.

Die Befunde zeigen, dass die politische Meinungsbildung ohne Informationsintermediäre nicht mehr denkbar ist. Demzufolge ist es problematisch, dass die Rezeption von personalisierten Inhalten im Netz mit den meisten Demokratietheorien der Four Models of the Public Sphere nicht vereinbar ist. Die Personalisierung kann nämlich demokratiebedrohliche Phänomene wie Filterblasen und Echokammern zur Folge haben und deshalb als mögliche (Teil-)Ursache für die zunehmende gesellschaftliche Fragmentierung gesehen werden.

Im letzten Teil der Arbeit wird daher ein umfangreicher Lösungsvorschlag vorgestellt, der erklärt, mit welchen Regulierungsmaßnahmen Gesetzesgeber, Massenmedien und Intermediäre die Medienvielfalt und die politische Informiertheit der Bürger:innen gewährleisten können. Da der Einfluss von Intermediären vermutlich zunehmen wird, sind die Maßnahmen enorm wichtig, um in der Zukunft den gesellschaftlichen Austausch und die Funktionsweise der Demokratie zu sichern.