Die Studie untersucht die mediale Darstellung der Depression und deren Wirkung auf Erkrankte. Dabei wurden mediale Wahrnehmungsprozesse im Kontext von Depressionen auf die Erklärbarkeit durch das Hostile-Media-Phänomen (HME), den Third-Person-Effekt (TPE) und die Influence-of-presumed-Influence-Hypothese geprüft. Die Arbeit richtet die Aufmerksamkeit darauf, wie Depressive die Berichterstattung über ihre Krankheit wahrnehmen sowie auf mögliche Konsequenzen. Sie untersucht, wie Erkrankte das gesellschaftliche Meinungsklima über Depression einschätzen und welche Erfahrungen mit Stigmatisierung gemacht wurden. Mittels qualitativer Interviews mit vier depressiven Personen konnte festgestellt werden, dass Erkrankte die mediale Berichterstattung über ihre Krankheit unterschiedlich bewerten. Die Hälfte der Teilnehmer nehmen Medienbotschaften über Depression als realitätsgetreu und positiv wahr, die andere als unvollständig, stereotypisch und negativ. Die thematisierten öffentlichen Stigmatisierungen und auch persönlich erlebten Diskriminierungen können demnach die Entstehung eines HME bei zwei Probanden erklären. Alle Befragten empfinden nach dem TPE, eine starke Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinfluss von Medienwirkungen hinsichtlich der Berichterstattung. Gemäß der Influence-of-presumed-Influence-Hypothese zeigen die Befunde, dass alle Erkrankten indirekt von den Medien in ihrer Redebereitschaft aufgrund einer unterstellten Medienwirkung auf andere beeinflusst werden.