Kritische Stimmen aus der Wissenschaft betrachten die Auslandsrundfunk-Journalisten wegen des gesetzlichen Programmauftrags im Spannungsfeld zwischen journalistischen Normen und diplomatischen Prinzipien und unterstellen ihnen Regierungsnähe und Abhängigkeit von Politikern. Dies steht jedoch mit ihrem öffentlichen Auftrag in einer demokratischen Gesellschaft zu umfassender Information und Kontrolle der Politiker in Widerspruch. Ob die DW-Macher dennoch Journalisten im eigentlichen Sinn des Wortes bleiben oder zu Diplomaten mit anderen Mitteln werden, sollte die vorliegende explorative Studie klären und ein umfassendes Bild zum Selbstverständnis der DW-Journalisten ermitteln. Weiterhin interessierte, welche Faktoren dieses Selbstverständnis konstituieren und erklären.
Dieser Problematik wird anhand von 14 teilstrukturierten Leitfadeninterviews mit DW-Redakteuren nachgegangen. Die Interviews lieferten ein sehr plastisches Bild der spannenden, aber bisher kaum erforschten Arbeitswelt der DW-Macher. Die Aussagen der Journalisten zu ihren Kommunikationsabsichten und Identifikation mit Diplomatie machten es möglich, fünf verschiedene Selbstverständnistypen zu identifizieren. Die befragten DW-Redakteure haben die vom Gesetzgeber gestellten Ansprüche verinnerlicht, verstehen sich aber vor allem als Journalisten und weisen nur sehr selten gewisse diplomatische Verhaltensmuster auf. Das bleibt aber ohne Auswirkung auf ihre journalistische Arbeit.
Die Macher der „Visitenkarte Deutschlands“ Deutsche Welle
Eine qualitative Studie zum Selbstverständnis von DW-Journalisten