Die Digitalisierung verleiht der Frage nach dem Wahrheitsgehalt von fotorealistischen Bildern neue Relevanz. Die Arbeit geht der Frage aus einer rezipientenorientierten Perspektive im Kontext des Fotojournalismus nach. Auf Basis einer systemtheoretischen Funktionsbestimmung des Journalismus wird die Zuschreibung von Vertrauenswürdigkeit als zentrales Prinzip identifiziert. Unter Einbezug von psychologischen Theorien zur Informationsverarbeitung und empirischen Ergebnissen der fast ausschließlich sprachzentrierten Glaubwürdigkeits- und Vertrauensforschung wird ein komplexer Zuschreibungsprozess modelliert.
Um das Konstrukt für bildbezogene Untersuchungen zu öffnen, werden bild-, kontext- und rezipientenbezogene Aspekte für den Fotojournalismus präzisiert. Dabei wird Authentizität als zentraler Kommunikationsmodus und bildspezifische Variante der Objektivitätsnorm begründet. Dynamik und Verständlichkeit stellen weitere bildbezogene Vertrauensgründe dar. Auf der Vermittlerebene sind Sachverständigkeit, Unabhängigkeit, Ethik und Ähnlichkeit als Urteilskategorien zu benennen.
Diese Vertrauensgründe bilden übergeordnete Kategorien einer individuell unterschiedlich ausgeprägten impliziten Vertrauenstheorie des Journalismus, für die jeder Rezipient Indikatoren generiert. Gemeinsam mit grundlegenden Mechanismen der Vertrauensbildung werden sie zu einer Systematik von relevanten Faktoren bei der Urteilsbildung über die Vertrauenswürdigkeit von fotojournalistischen Bildern verdichtet.
Die Konstruktion von Authentizität: zur Vertrauenswürdigkeit von fotorealistischen Bildern im Journalismus
Ein Entwurf