Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich die Kultivierungsanalyse im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewandelt hat und welche Erkenntnisse dabei ans Tageslicht befördert wurden. Über die Einbeziehung theoretischer Neuorientierungen und die Analyse empirischer Arbeiten wird der Blickwinkel auf die Beziehung der Kultivierung zu anderen kommunikationswissenschaftlichen Konzepten gelenkt. Im Zentrum steht dabei die Interaktion der Kultivierungshypothese mit anderen Medienwirkungstheorien. So lassen sich einerseits auf der Ebene der Informationsverarbeitung Parallelen zum Priming oder zur Fallbeispielforschung finden, andererseits aber auch Kultivierungsaspekte in die Prozessüberlegungen des Agenda-Setting und der Schweigespirale einbauen. An diesem Punkt wird ein möglicher Perspektivwechsel sichtbar: Der Interaktionscharakter der Kultivierung mit den auf der Makroebene verorteten Ansätzen Agenda-Setting und Schweigespirale hat das Potenzial, die gegenwärtige Debatte von der in letzter Zeit stark betonten mikroperspektivisch-psychologischen Vorgehensweise wieder in eine Makroperspektive der Kultivierung zu heben, wie sie ihr Gründer George Gerbner forderte. Um dies jedoch empirisch zu untermauern, bedarf es breit angelegter Untersuchungsprojekte im Rahmen der Kultivierungsthese, die dem komplizierten Wechsel zwischen Mikro- und Makroebene in Medienwirkungsprozessen gerecht werden können.
Die Königsdisziplin der Medienwirkungsforschung?
Eine Einordnung der sich wandelnden Kultivierungshypothese in einen kommunikationswissenschaftlichen Meta-Kontext