Die Arbeit beschäftigt sich mit den Fragen, wie Journalisten deutscher Fahndungssendungen Tötungsdelikte darstellen und welche ethischen und rechtlichen Normen dabei für sie von Bedeutung sind. Es wird untersucht, in welcher Rolle sie sich selbst sehen, wie sie eine sensationslüsterne Darstellung der Verbrechen vermeiden und welche Rolle dabei Emotionen spielen. Eine Aufklärungsquote von 40 % der bei „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gezeigten Straftaten zeigt, dass die journalistische Aufbereitung von Verbrechen zu deren Aufklärung beitragen kann. Zur Untersuchung der Fragestellung wurden Leitfadeninterviews mit Journalisten der Formate „Täter Opfer Polizei“ (rbb), „Kripo live“ (MDR) und „Aktenzeichen XY… ungelöst“ (ZDF) geführt. Aus den Interviews ging hervor, dass Journalisten von „Kripo live“ und „Täter Opfer Polizei“ Tötungsdelikte eher sachlich aufbereiten, während bei „Aktenzeichen XY… ungelöst“ Emotionalität und Empathie im Zentrum stehen. Für die Journalisten der erstgenannten Formate ergibt sich die Emotion aus dem Delikt an sich. Die Journalisten bei Aktenzeichen gestalten ihre Beiträge dagegen emotional, um die Hilfsbereitschaft der Zuschauer anzuregen, Emotion dient als Werkzeug, um den Tötungsdelikt aufzuklären. Allen Journalisten waren Sorgfalt, Wahrhaftigkeit, Schutz der Persönlichkeitsrechte sowie die Unschuldsvermutung wichtig. In ihrer Rolle sehen sich die Befragten weniger unabhängig als andere Journalisten, da sie mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.
Die journalistische Darstellung von Mordfällen in deutschen Fahndungssendungen
Berufliches Selbstverständnis und Bedeutung von ethischen und rechtlichen Normen