Die Arbeit beschäftigt sich mit der Journalistenausbildung in Bulgarien in den Jahren des Sozialismus. Um sich dem unzureichend erforschten Problem anzunähern, wurden Dozenten befragt und Lehrbücher sowie Aktenbestände ausgewertet. Mit Hilfe dieses Materials wird gezeigt, wie die Ausbildung in Sofia tatsächlich organisiert war, damit sie tatsächlich ein Instrument der Medienlenkung sein konnte.
Die Ergebnisse der Studie sind keineswegs nur von historischem Interesse, sondern zugleich wertvoll für die aktuelle Selbstverständnisdebatte in der Kommunikationswissenschaft und für die anhaltende Diskussion über die akademische Journalistenausbildung. Wie in Deutschland wurde das Fach von Journalisten und Vertretern anderer Disziplinen dominiert, wegen des Ausbildungsbedarfs institutionalisiert, und wie in Deutschland gab es eine enge Verzahnung mit der Medienentwicklung. Das Verfahren, mit dem in Sofia unter den Bewerbern ausgewählt wurde, erinnert stark an entsprechende Tests an der Deutschen Journalistenschule in München oder in Leipzig vor und nach der Wende.
Die Studie zeigt zugleich, dass die Ausbildung im sozialistischen Sofia zwar einerseits funktional für das System der Medienlenkung war, dass aber andererseits die professionellen Anforderungen des Berufs die Studieninhalte so stark beeinflusst haben, dass für die Absolventen der Übergang in ein anderes Mediensystem problemlos möglich war.
Die Journalistenausbildung im sozialistischen Bulgarien
Die Fakultät für Journalistik der Sofioter Universität (1974-1989). Eine Analyse von schriftlichen Quellen und Expertengesprächen