Die Darstellung von Ärzten im Fernsehen wurde seit den 60er Jahren wiederholt untersucht. Während ältere Studien stets idealisierte Darstellungsweisen feststellten, kamen neuere Untersuchungen zu widersprüchlichen Ergebnissen: Die einen beobachten die traditionelle Idealisierung zum ‚Halbgott in Weiß‘, die anderen finden, dass Fernsehärzte und ihr Verhalten durchaus problematisiert werden. In bezug auf die
potenzielle Wirkung postulieren beide Gruppen Negatives: Die Wunderheiler
wecken zu hohe Erwartungen an die reale Medizin und stiften aufgrund divergierender Realitätserfahrung Unzufriedenheit und Frustration. Eine negative Darstellung der Ärzteschaft untergräbt das Vertrauen in die Medizin von vornherein.
Angesichts des Arzt- und Krankenhausserien-Booms im deutschen Fernsehen und
zunehmender finanzieller und personeller Defizite im Gesundheitswesen gewinnt die Frage nach dem Einfluss von Krankenhausserien auf ihre Rezipienten an Relevanz.
Die Arbeit untersucht – ausgehend von der Annahme genrespezifischer Kultivierungseffekte und selektiver TV-Nutzung – wie Krankenhausserien die Wahrnehmung und Bewertung von Ärzten und Pflegekräften beeinflussen. Zum Vorgehen: In einer quantitativen Inhaltsanalyse von Krankenhausserien wurde zunächst die Darstellung von Ärzten, Pflegepersonal und Patienten erhoben. Eine zweiwellige Panelbefragung von Patienten eines Kreiskrankenhauses zeigte dann auf, wie Krankenhausserien das Bild von Ärzten und Pflegepersonal der Realität beeinflussen: Vielseher beurteilen Ärzte und Pflegekräfte positiver als Wenigseher, die eigene Erfahrung im Krankenhaus schwächt die Kultivierungseffekte ab.
(Die Studie erscheint demnächst im Reinhardt Fischer-Verlag.)
Die heile Welt des Fernsehens
Eine Studie zur Kultivierung durch Krankenhausserien