Anders als vermutet ist die Zahl medialer Auseinandersetzungen mit Nationalsozialismus, Krieg und Holocaust im Verlauf der Jahrzehnte gestiegen. In einer Phase, in der nur noch wenige Zeitzeugen Auskunft geben können, gewinnen filmische Repräsentationen der Vergangenheit für nachfolgende Generationen an Bedeutung. Intensität und Dauer der durch solche Filme ausgelösten publizistischen Kontroversen haben zugenommen.
Die Arbeit setzt sich mit der Methode der Diskursanalyse und ihrer theoretischen Konzeption auseinander und entwickelt einen forschungspraktischen Ansatz zur Analyse solcher Kontroversen. Sie geht davon aus, dass Filme Teil des gesellschaftlichen Diskurses über die NS-Vergangenheit und deren Bedeutung für die aktuelle Politik sind. Dieser Diskurs ist in Österreich anders verlaufen als in der Bundesrepublik Deutschland. Auch in der Auseinandersetzung mit den in dieser Arbeit behandelten Filmen zeigen sich, so die Annahme, nationale Unterschiede.
Analysiert werden im Jahr 2005 in österreichischen und deutschen Printmedien erschienene Rezensionen der Filme „Napola“, „Sophie Scholl“ und „Fateless“. Die drei Filme verbindet neben demselben Aufführungsjahr das junge Alter ihrer Protagonisten.
Der Vergleich der Berichterstattung ergibt nationale Unterschiede nicht nur im Umfang und in der Bewertung der Filme, sondern vor allem in der inhaltlichen Tiefe der Kritik, der Bezugnahme auf einen allgemeinen „Vergangenheitsbewältigungsdiskurs“ sowie einer Aktualisierung der Thematik.
Die Gegenwart der Vergangenheit im Film
Eine Diskursanalyse österreichischer und deutscher Rezensionen der Filme "Napola", "Sophie Scholl" und "Fateless"