Im Jahr 2015 stellten 476.649 Menschen Asylanträge in Deutschland – und damit weit mehr als in allen anderen europäischen Ländern. Doch warum Deutschland? In dieser Arbeit wird mit Gruppeninterviews die Frage untersucht, ob es medial erzeugte Deutschlandbilder unter Flüchtlingen gibt, die ihre Flucht nach Deutschland zumindest mit erklären. Diese Frage ist politisch aktuell und schließt eine Lücke in der Forschung.
Die Grundlage zur Entwicklung des Leitfadens bildete eine Verknüpfung der aktuellen Theorien und Befunde aus der Nationenbild- und der Migrationsforschung. Mit dem Leitfaden wurden in Gruppeninterviews das Mediennutzungsverhalten und die Wahrnehmung der Berichterstattung über Deutschland erfragt. Die Stichprobe bildeten nach Deutschland geflüchtete Syrer. Die Transkripte wurden einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen.
Es zeigt sich, dass das Nationenbild der Geflüchteten erst durch die Kombination von allgemeinen Informationen aus den Massenmedien mit praktischen Informationen aus dem interpersonalen Kontakt handlungswirksam wird. Man erkennt ein zweistufiges Wirkungsmodell. An dessen Ende steht ein sehr positives Deutschlandbild. Es ist geprägt von Informationen über ein einfaches Asylverfahren, einen leichten Zugang zu Jobs und einer ausgeprägten deutschen Willkommenskultur.
Die Flucht nach Deutschland als Resultat von Medienberichterstattung?
Entstehung und Wirkung eines fluchtrelevanten Nationenbildes