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Die Darstellung der „Letzten Generation“ in deutschen Zeitungen

Das IPCC veröffentlichte 2018 einen Bericht über die erheblichen Konsequenzen eines globalen Temperaturanstiegs von 1.5 °C. Mit den immer stärker bemerkbaren Auswirkungen des Klimawandels, versuchen Klimaaktivisten es immer wieder, gesellschaftlichen Druck aufzubauen und die Politik zum Handeln zu motivieren. Protestbewegungen, wie die „Letzte Generation“, werden jedoch oft abweichend von ihren Zielen und Hintergründen in den Medien dargestellt. Diese Arbeit untersucht daher die Darstellung der Letzten Generation in vier deutschen Zeitungen. Mithilfe der Framing Theorie und dem Protest Paradigma, werden die verwendeten Frames sowie die Behandlung der Ziele, Forderungen und Mittel der Protestgruppe in der Berichterstattung analysiert. Zudem wird ein zeitlicher Vergleich, sowie der Unterschied zwischen konservativen Zeitungen und liberalen Zeitungen aufgezeigt.

Bei dem Forschungsdesign dieser Arbeit handelt es sich um eine nicht-experimentelle, explanative, empirische Querschnittstudie. Um die theoretisch begründeten Forschungsfragen zu beantworten, wird ein quantitativer Forschungsansatz angewendet, der in einer Primäranalyse mithilfe von einem standardisierten Messinstrument Messwerte erhebt und anschließend statistisch auswertet.

Die Hauptergebnisse dieser Arbeit zeigen einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Zeitungstypen und bestätigen die Annahme des Protest Paradigmas, dass die extremen Mittel einer Protestgruppe eine größere Rolle in der Berichterstattung spielen als ihre moderaten Forderungen und Ziele. Die Darstellung der LG kann in fünf Hauptframes zusammengefasst werden. Drei dieser Frames sind marginalisierende Frames, welche die LG als eine Bedrohung für die Gesellschaft, Kriminelle oder als Extremisten darstellt. Ein weiterer Frame, der Unjust Persecution-Frame, ist ein Sympathetic Frame, welcher den Protest der LG verteidigt bzw. legitimiert. Er richtet sich gegen die fälschliche Einstufung als „Extremisten“ oder „Straftäter“. Der fünfte Frame ist der Neutral-Frame und zählt zu den Balanced Frames. Über die Zeit hinweg nimmt der Extremismus-Frame in der Berichterstattung zwar ab, doch nichtsdestotrotz wird die LG zum größten Teil als eine Bedrohung und kriminell dargestellt. Allerdings nimmt mit der Zeit auch der Unjust Persecution-Frame zu. Der Vergleich zwischen konservativen (FAZ, BILD) und liberalen (taz, SZ) Zeitungen zeigt deutlich, dass die marginalisierenden Frames in beiden Zeitungstypen vorkommen, doch die konservativen Zeitungen diese deutlich häufiger nutzen. Die liberalen Zeitungen berichten im Gegensatz zu den konservativen Zeitungen weniger herabsetzend und zeigen zum größten Teil Zustimmung. Das Konzept des Protest Paradigms ist in beiden Zeitungstypen zu finden. Dabei fällt auf, dass die konservativen Zeitungen sich stärker daran halten und die LG durch ihr Framing deutlich radikaler darstellen.