transfer 10(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die Beschleunigung des Fernsehverhaltens

Eine Sekundäranalyse von Daten aus dem GfK-Fernsehpanel 1995 bis 2005

Das Fernsehen wird immer schneller: häufige Schnitte, kürzere Beiträge, schnellere Übergänge… Empirisch untersucht sind bislang lediglich Beschleunigungstendenzen im Programmangebot des Fernsehens. Doch wirkt sich diese Dynamisierung des Programms auf die Zuschauer aus?
In der Arbeit werden mögliche Beschleunigungstendenzen auf Seiten der Rezipienten untersucht. Hierzu wurden personenindividuelle Nutzungsdaten aus dem GfK-Fernsehpanel für den Zeitraum 1995 bis 2005 sekundäranalytisch ausgewertet. Das Augenmerk lag dabei auf den Kanalintervallen der Zuschauer, d.h. wie lange bleiben die Zuschauer durchschnittlich bei einem Sender, bevor sie umschalten. Im Untersuchungszeitraum hat sich diese mittlere Kanalintervalldauer deutlich verkürzt. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So haben v.a. die sehr kurzen Kanalintervalle zur Evaluation des Programms (bis 15 Sekunden Länge) zugenommen, was auf ein verändertes Fernsehverhalten hinweist: Weniger gezielte Programmauswahl im Vorfeld, mehr Evaluation und Auswahl des Programms am laufenden Fernseher. Des weiteren trägt die Kanalvielfalt durch zunehmende Kabel-/Satellitenanschlüsse zur Verkürzung der Kanalintervalle bei. Auch der gestiegene Anteil von Alleinsehern und die Zunahme des Werbeaufkommens sind Ursachen. Weiterhin machen jedoch die längeren Rezeptionsphasen der kontinuierlichen Nutzung und somit das ‚traditionelle Fernsehen‘ den Hauptbestandteil der Gesamtnutzung aus.