In der Debatte zur Glaubwürdigkeit der Medien wurde immer wieder auf die scheinbar mangelhafte Berichterstattung zur Ukraine-Krise verwiesen. Die öffentliche Auseinandersetzung, die im „Lügenpresse“-Vorwurf kulminierte, bezeichnete die journalistische Darstellung als einseitig und anti-russisch. Diese Arbeit untersuchte daher die Konstruktion des Ereignisses, um die Vorwürfe zu prüfen und festzustellen, welche Deutung medial vermittelt wurde. Mithilfe einer Frame-Analyse wurde die Berichterstattung über die Verhandlungen zum Friedensabkommen Minsk II in sechs deutschen Qualitätsmedien (SZ, FAZ, Welt, Spiegel, Focus und Stern) untersucht.
Es konnten acht unterschiedliche Frames, also Deutungen des Ereignisses, identifiziert werden, die sich in drei Kategorien gruppieren lassen. Da auf 4,5 Artikel (n = 36) ein neuer Frame kommt, kann der Vorwurf der mangelnden Vielfalt anhand des Samples nicht bestätigt werden. 72 Prozent der Artikel enthalten jedoch mindestens einen Aspekt, der ein negatives Bild Russlands vermittelt. Die Konstruktion des Ereignisses ist dennoch nicht als einseitig zu bewerten, da fünf weitere Frames eine davon abweichende, alternative Darstellung anbieten.