transfer 11(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Die Bedeutung der wahrgenommenen Fernsehwelt für Kultivierungseffekte

Kultivierungsstudien beschäftigen sich mit dem Einfluss des Fernsehens auf die Realitätswahrnehmung und die Einstellungen der Rezipienten, fragen jedoch nur selten danach, wie die Fernsehwelt von den Rezipienten tatsächlich gesehen wird. Da davon auszugehen ist, dass auch die Fernsehwelt nicht von allen gleich wahrgenommen wird, untersuchte die vorliegende Arbeit, wie die wahrgenommene Fernsehwelt den Kultivierungsprozess beeinflusst.
Dazu wurde eine standardisierte Online-Befragung mit 1012 Teilnehmern durchgeführt. Für drei Themen (Kriminalität, berufstätige Frauen, Ehe) wurden die Einschätzungen und Einstellungen zur Fernsehwelt und Realität gemessen, und daraus das Vorhandensein sowie die Stärke des Kultivierungseffekts errechnet. Anschließend wurde der Einfluss soziodemographischer und intervenierender Variablen (Aufmerksamkeit und Verarbeitungsmotivation, wahrgenommener Realitätsgrad und voreingenommene Einstellung gegenüber dem Fernsehen) untersucht.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass die Wahrnehmung der Fernsehwelt im Kultivierungsprozess erster und zweiter Ordnung bei jeweils zwei der drei untersuchten Themen eine Rolle spielt. Der Einfluss der intervenierenden Variablen lässt sich insgesamt nicht eindeutig klären. Es zeigt sich jedoch, dass sich bei Kultivierung erster und zweiter Ordnung die untersuchten Variablen auf die Stärke des Kultivierungseffekts auswirken können, allerdings nur bei Kultivierung zweiter Ordnung auch auf dessen Vorhandensein.