transfer 8(4) » Interpersonale Kommunikation

Die Allgemeine Revision (1785-1792) von Joachim Heinrich Campe vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen Österreichs im 18. Jahrhundert

Eine Analyse des philanthropischen Einflusses am Beispiel des medial vermittelten Frauenbildes.

Mit der Methode der objektiven Hermeneutik wird geklärt, ob die von Joachim Heinrich Campe (1746-1818) in 16 Bänden herausgegebene Zeitschrift der philanthropischen Bewegung Deutschlands, die Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens einer Gesellschaft praktischer Erzieher (1785-1792), auch für den österreichischen Markt interessant und die behandelten Themen für die österreichischen Leserinnen bedeutsam waren. Zudem wird erforscht, ob und in welcher Weise die sozio-kulturelle Situation der Frauen und Mädchen reflektiert wurde, ob Emanzipationsvorschläge gegeben wurden und welche Bildungsmöglichkeiten die Frauen zugesprochen bekamen.
Die Analyse beruht auf den theoretischen Aspekten der feministischen Forschung bzw. den Gender Studies und kommt zu folgenden Ergebnissen:
Obwohl keine philanthropische Bewegung, die mit jener Norddeutschlands vergleichbar wäre, in Österreich festgestellt werden konnte, ist ein Einfluss vor allem im Erziehungs- und Schulbereich nicht zu übersehen. Die Zeitschrift war somit bedeutend im Hinblick auf die Durchsetzung aufgeklärter und philanthropischer Ideen. Frauen wurden auf ihre Bestimmung als Hausfrau, Ehefrau und Mutter reduziert und Emanzipationsversuche, wie die Schriftstellerei, durch die Betonung von körperlichen und geistigen Folgen unterdrückt. Legitimiert wurde dieses Frauenbild durch die Naturrechtsdiskussion sowie die Sonderanthropologie und ist in Österreich in Verbindung mit dem Aufgeklärten Absolutismus zu sehen.