transfer 25(4) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Deutschland zieht ins Home-Office

Medienwandel und die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben im Zeichen der Corona-Krise

Die Corona-Krise im Jahr 2020 hat neben gesundheitlichen, gesamtgesellschaftlichen und politischen Auswirkungen weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen zur Folge. Aufgrund diverser gesetzlicher Maßnahmen in Form von Kontaktverboten oder Mindestabstandsregelungen waren viele Unternehmen gezwungen, die Arbeit ihrer MitarbeiterInnen ins Home-Office zu verlagern. Je nach Unternehmen, sozialen Umständen und der Situation im Haushalt erleben ArbeitnehmerInnen das so erzwungene und permanente Home-Office während der Corona-Pandemie sehr individuell. Ziel dieser qualitativ angelegten Masterarbeit ist es daher, zu ergründen, wie ArbeitnehmerInnen diese Situation in der Krisenzeit erleben. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die veränderte Mediennutzung im Home-Office sowie auf eine potenzielle, mediatisierte Entgrenzung der Lebensbereiche Arbeit und Privatleben gelegt.

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden themenzentrierte Leitfadeninterviews mit sieben ProbandInnen zwischen 24 und 40 Jahren geführt. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass das Home-Office durchaus positiv erlebt wird. Die ProbandInnen, die wenig Vorerfahrung mit dieser Arbeitsform haben, sehen insbesondere die Vorteile der Flexibilität, der Ruhe und den Wegfall der Pendelzeit. Nachteilig wird vor allem der verminderte soziale Kontakt mit Kollegen sowie das Fehlen interpersonaler Kommunikation wahrgenommen. Die Mediennutzung hat sich zudem bei allen Befragten in Form von gesteigerter Intensität oder der Einführung neuer Programme mit Videokonferenz- und Chatfunktion verändert. Probleme bei der Aneignung neuer Kommunikationsdienste gab es nicht. Der Großteil der ProbandInnen hat im permanenten Home-Office des Weiteren Erfahrungen mit einer Entgrenzung der Lebensbereiche gemacht. Eine Erkenntnis der Studie in diesem Zusammenhang ist zudem, dass ArbeitnehmerInnen unterschiedliche Strategien im Umgang mit Entgrenzungserscheinungen verfolgen. So kann es sowohl zu einer Work-Life-Integration als auch einer Work-Life-Separation kommen. In den meisten Fällen wird eine Entgrenzung jedoch nicht als störend empfunden. Abschließend können sich alle Studienteilnehmer zukünftig vorstellen, 1-2 Tage pro Woche im Home-Office zu arbeiten. Das permanente und ausschließliche Arbeiten im Home-Office wird jedoch negativ und nur als kurzfristige Notlösung in der Krisensituation bewertet.