Das Spannungsverhältnis zwischen Theaterschaffenden und Theaterkritikern hat eine lange Tradition. Dennoch existieren keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Verhältnis von Theaterregisseuren und Schauspielern zur Theaterkritik und zum Theaterkritiker in Deutschland. Diese Forschungslücke soll mit der vorliegenden Arbeit geschlossen werden. Ziel der qualitativen Studie ist es, herauszufinden, aus welchen Gründen Theaterschaffende Theaterkritiken nutzen und wie sie Inhalt, Form und Einfluss der Theaterkritik in Deutschland bewerten.
Empirisch wurde die Fragestellung mit Hilfe von elf qualitativen Leitfadeninterviews mit Theaterschaffenden umgesetzt. Dabei konnten Ergebnisse gewonnen werden über individuelle Nutzungsmotive, Einflusskriterien auf die Nutzung, qualitative Ansprüche an eine Theaterkritik bzw. einen Kritiker und mögliche Auswirkungen auf das Selbstbild, die Karriere und die Arbeitsweise der Theaterschaffenden. Es konnte festgestellt werden, dass der Grad der Involviertheit die Nutzung bedingt und die Bewertungen der Kritik sehr ambivalent ausfallen. Zudem wird der Kritik ein großer Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl und die Karriere sowie Publikumsauslastung und kulturpolitische Entscheidungen (bspw. Vergabe von Subventionen und Intendantenposten) zugesprochen. Lediglich der Einfluss auf die eigene Arbeitsweise scheint verhältnismäßig gering zu sein.
Der ungebetene Gast…?
Eine explorative Studie zum Verhältnis von Theaterschaffenden zur Theaterkritik und zum Theaterkritiker