Bisher ist kaum untersucht worden, welche kognitiven Verarbeitungsprozesse den klassischen Kultivierungseffekten zugrunde liegen.
Ausgehend von der Annahme, dass Kultivierungseffekte auf heuristischer Informationsverarbeitung basieren, liegt der Fokus dieser Arbeit nicht wie üblich auf der Rezeptionshäufigkeit als Ursache, sondern auf der distinctiveness (Besonderheit) der Darstellung. Im Zentrum steht die Frage, ob neben der Darstellungshäufigkeit auch Dinge, die sich stark von ihrem Umfeld abheben, den prototypischen Erwartungen widersprechen, Kultivierungseffekte auslösen.
Der erste Teil der Arbeit stellt die Kultivierungsforschung auf eine psychologische Basis und mündet in einem Szenario zur Informationsverarbeitung bei distinktiven Reizen. Die empirische Umsetzung erfolgte in experimenteller Form. Neben distinctiveness-Stärke, Reihenfolge-Effekten und zeitlicher Stabilität wurde auch die Zugänglichkeit kognitiver Konstrukte untersucht.
Die Arbeit bestätigt in ihren Tendenzen die distinctiveness als eine zusätzliche Determinante bei der Entstehung von Kultivierungseffekten und spricht dafür, heuristische Informationsverarbeitung als Basis von Kultivierungsprozessen zu betrachten. Der zusätzliche distinctiveness-Einfluss bietet einen Erklärungsansatz für die in vielen Kultivierungsstudien zu beobachtende non-lineare Entwicklung der Kultivierungswerte.