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Der Produktionsprozess von „Victoria“

Welche sozialen Strukturen und Akteure prägen die Entstehung von Kinospielfilmen in Deutschland?

Dem Film wird als Medium eine hohe gesellschaftliche Bedeutung zugeschrieben, die Medienwirkungsforschung dazu ist umfangreich. Doch die Kommunikatorforschung, die die Macher von Inhalten beleuchtet, ist hier äußerst dünn. Nicht nur, dass viele Personen im Produktionsprozess handelnd zusammenwirken, sondern auch die deutsche Filmlandschaft ist hier spannend: Denn kaum ein Kinofilm kann ohne Förderinsitutionen und Fernsehsender als Koproduzenten gestemmt werden – und diese verfolgen eigene Ziele. Welche Akteure prägen also die Produktion deutscher Kinospielfilme? Und welche sozialen Strukturen üben Einfluss auf den Produktionsprozess und damit auf das Kommunikationsprodukt Film aus?
In einer qualitativen Fallstudie des Films VICTORIA (2015) soll dies mittels Dokumentenanalyse und Experteninterviews mit drei zentralen Akteuren beantwortet werden. Als theoretische Grundlage dient Uwe Schimanks Bezugsrahmen der Akteur-Struktur-Dynamiken.
Als zentrale Akteure wurden der Regisseur, Produzent, die Koproduzenten, die beiden koproduzierenden Sender ARTE und WDR sowie der Filmverleih und die Fördereinrichtungen DFFF und Medienboard Berlin-Brandenburg identifiziert. Während letztere zu Beginn viel Macht haben, wollen die Koproduzenten, hier v.a. die Sender und der Verleih als Abnehmer, fortlaufend Einfluss nehmen. Vor ungewollten Einflüssen konnten sich die Macher jedoch durch das besondere Umsetzungsformat (ohne festes Drehbuch, ungeschnitten in einem Take) und selbstbewusstem Auftreten schützen.