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Der Papsttod als Medienereignis

Ein Vergleich der Printmedienberichterstattung in der Schweiz zum Tod der Päpste Paul VI. (1978) und Johannes Paul II. (2005)

Ausgangspunkt der Arbeit ist die Frage, ob und wie sich die Berichterstattung über den Papsttod von 2005 von jener 1978 unterscheidet. Insbesondere wird untersucht, ob 1978 ein ebenso grosses Spektakel um den Tod des Pontifex medial beschrieben wurde wie knapp 30 Jahre später. Der Papsttod wird somit als Medienevent verstanden, die Kirche als Kommunikator findet keine Berücksichtigung. Dieses Basiskonzept wird im breiteren Kontext des Medienwandels und speziell der Medialisierung verortet. Vor dem Hintergrund der zugenommenen Medialisierung wird vermutet, dass formal mehr und länger, aber auch visualisierter berichtet wurde und auch inhaltlich Personalisierung und Emotionalisierung stärker verwendet wurden. Methodisch wurde die Berichterstattung der Neuen Zürcher Zeitung und des Tagesanzeigers mit einer standardisierten Inhaltsanalyse einer Vollerhebung unterzogen (N=297 Artikel). Für die Auswertung wurde ein Index „Inszenierung“ gebildet.
Die wichtigsten Ergebnisse sind, dass 2005 3 Mal so viel berichtet wurde und zwar auch dann, wenn im Vatikan nichts Neues geschah. 2005 wurde teilweise am meisten vor den Ereignissen (Beerdigung, Wahlen etc.) berichtet als danach, wie es 1978 der Fall war. Zudem wurde 2005 visualisierter, thematisch breiter abgestützt, unter Einbezug mehrerer Akteure und mit einem stärkeren Bezug zur Schweiz berichtet. Die operationalisierten Begriffe Emotionalisierung, Polarisierung sowie Inszenierung fanden 2005 alle eine stärkere Ausprägung.