„Sobald die Welt, in der ich lebe, vernünftig, anständig und wahrhaftig zu werden anfängt, werde ich die Sonntagszeitung eingehen lassen und dafür Erbauungsschriften herausgeben“, schrieb der Stuttgarter Publizist Dr. Erich Schairer 1926 zum siebenjährigen Jubiläum seiner Zeitung.
So weit kam es nie: Schairer (1887-1956) gab sein „Oppositionsblatt“ erst 1937 unter Zwang auf. Der ehemalige Vikar kämpfte mit dieser 1920 gegründeten Zeitung gegen den kommenden Nationalsozialismus, für Pazifismus und ein gerechteres Wirtschaftssystem. Da er allein dem öffentlichen Interesse dienen wollte, nahm Schairer ab 1924 keine Anzeigen mehr auf. Nach der Machtergreifung Hitlers setzten er und seine Mitarbeiter – darunter Fritz Eberhard – die Kritik am Regime zwischen den Zeilen fort. 1937 erfolgte das Schreibverbot. Ab 1946 engagierte sich Schairer als Mitherausgeber der Stuttgarter Zeitung für eine ehrliche Vergangenheitsbewältigung.
Die historisch-biographische Studie setzt einen Schwerpunkt auf Schairers Arbeit in den 30er Jahren. Sie untersucht, ausgehend vom hermeneutisch-interpretativen Ansatz, seine Kritik an den Nationalsozialisten und zeigt die begrenzte Wirkung verschiedener Camouflage-Techniken auf. Darüber hinaus sollen die Motive für Schairers Handeln geklärt werden, die u. a. in seinem Hurrapatriotismus 1914-1918 zu finden sind. Ziel ist es, eine der markantesten Journalistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts aus der ungerechtfertigten Vergessenheit hervorzuholen.
„Der öffentlichen Meinung entgegentreten“
Erich Schairers publizistische Opposition gegen die Nationalsozialisten 1930-1937