Seit der Jahrhundertwende taucht in der US-amerikanischen TV-Serienlandschaft vor allem ein Charaktertypus auf: Der Antiheld, der die Zuschauer gerade durch seine unmoralischen Verhaltensweisen begeistert. Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, welche Wirkung von ihm auf die weiten Rezipientenkreise ausgeht.
Eine Typologie des Antihelden in Abgrenzung zu Held und Schurke verdeutlicht, dass er sich erstens durch eine positive Darstellungsweise seines teilweise unmoralischen Verhaltens auszeichnet, die generell zu einer positiveren Bewertung der Figur führen dürfte, als „verdient“. Zweitens besitzt er eine Handlungsfreiheit, die gerade unzufriedenen Personen imponieren könnte. Da die positive Bewertung einer Figur über Wunschidentifikation zur Nachahmung führen kann, wird der Vormarsch des Antihelden in US-amerikanischen TV-Serien als ein gesellschaftliches Risiko identifiziert.
Ob wirklich Grund zur Sorge besteht, wird im Rahmen einer Online-Befragung mit integriertem Stimulus untersucht. Dabei stellen Figurentypus und die Lebenszufriedenheit die unabhängigen Variablen, die Bewertung der Charaktere die abhängige Variable dar.
Am relevantesten erscheint das Ergebnis, dass das Verhalten des Antihelden tatsächlich positiver bewertet wird als das des Schurken, vor allem unter dem Aspekt der Lebensunzufriedenheit. Umso denkbarer ist eine Imitation moralisch verwerflichen Handelns durch die Rezipienten, was in einer gesellschaftlichen Destabiliserung resultieren könnte.
Der neue Antiheld
Unmoral mit Vorbildfunktion?