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Der ‚Fränkische Tag‘ als Lizenzzeitung 1946-1949

Nach dem Sieg der Alliierten des Zweiten Weltkriegs über Hitler und NS-Deutschland begann 1945 einer der spannendsten Abschnitte der deutschen Pressegeschichte. Nach einer relativ kurzen Phase eines totalen Medien-Blackouts und der Herausgabe von alliierten Militärzeitungen, schufen die Amerikaner in der von ihnen besetzten Zone Deutschlands einen völlig neuen Zeitungstypus, der mit den deutschen Pressetraditionen radikal brach – die Lizenzzeitung.
Am Beispiel der US-Lizenzzeitung Nr. 13 ‚Fränkischer Tag‘ aus Bamberg untersucht die Arbeit Entstehung, Funktion und Wirkung dieses neuen Pressetyps, den die US-Besatzer als zentrales Mittel ihrer so genannten ‚Umerziehungspolitik‘ einsetzten, die aus den Deutschen ein friedliches Volk machen sollte. Das Installieren eines freiheitlich-demokratischen Pressewesens im Nachkriegsdeutschland nach dem eigenem Muster stürzte die Amerikaner jedoch in ein schweres Dilemma. Denn zu den Mitteln, mit denen dieses Ziel erreicht werden sollte, zählten eine indirekte Vorzensur durch eine einzige von den Amerikanern kontrollierte Nachrichtenagentur, eine strenge Nachzensur sowie verschiedene Sanktionsmöglichkeiten gegen die Lizenzzeitungen.

Auf der anderen Seite gehören journalistische Arbeitsmethoden, wie sie von den Amerikanern verlangt wurden, heutzutage längst zum Selbstverständnis deutscher Zeitungen: Die strikte Trennung von Nachricht und Meinung, das gewissenhafte Zitieren und das Gebot einer überparteilichen Berichterstattung.