Immer wieder wird der EU ein Mangel an Europäischer Öffentlichkeit bescheinigt. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass Europäische Öffentlichkeit über die Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten entsteht. Dabei wird deutlich, dass Europäisierungsprozesse von verschiedenen Faktoren abhängig sind.
Diese Arbeit fragt danach, wie unterschiedliche Ereigniskontexte den Europäisierungsgrad deutscher Printberichterstattung beeinflussen. Verglichen wird die Berichterstattung zum EU-Beitritt Kroatiens und zum Flüchtlingsunglück vor Lampedusa 2013. Zudem wird untersucht, wie sich der Europäisierungsgrad verschiedener Medienformate unterscheidet.
Europäisierung wird mit den Dimensionen Mediale Sichtbarkeit, Kommunikative Interaktionen und Europäische Identität konzeptualisiert. Den empirischen Teil der Arbeit bildet eine quantitative Inhaltsanalyse deutscher Qualitäts- und Boulevardzeitungen. Analysiert werden ganze Artikel und Claims.
Während in der Berichterstattung zum EU-Beitritt Kroatiens als Ereignis mit stärkeren europäischen Kompetenzen ein größerer Anteil europäischer Sprecher und europäisierter Interaktionen sichtbar ist, weist die Presse zum unvorhergesehenen strukturell ausgelösten Flüchtlingsunglück einen größeren Anteil europäischer Identitätsbezüge auf. Die Qualitätspresse ist in jeder Europäisierungsdimension stärker europäisiert als die Boulevardpresse.
Der EU-Beitritt Kroatiens und das Flüchtlingsunglück vor Lampedusa in deutschen Medien
Eine Inhaltsanalyse zur Europäisierung von Qualitäts- und Boulevardzeitungen