Immer mehr ausgebildete Journalisten wechseln von einem klassischen journalistischen Beruf in das neue, attraktive Berufsfeld Content Marketing. In einer Agentur oder in einem Unternehmen stellen sie ihre Fähigkeiten nun nicht mehr der Gesellschaft zur Verfügung, sondern produzieren als Content Marketing Redakteure qualitativ hochwertige Inhalte, die unter dem Deckmantel des Journalismus werbliche Ziele verfolgen. Ein Widerspruch in sich, der bereits einen regen Diskurs unter Meinungsführern angestoßen hat.
Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit diesen „Seitenwechslern“ und gewinnt erste Erkenntnisse über ihr Selbstverständnis und ihren Arbeitsalltag. Auf theoretischen Grundlagen und nach einer Analyse von Blogbeiträgen von Meinungsführern wurde ein Leitfaden entwickelt. Die Daten aus den anschließend geführten qualitativen Leitfadeninterviews mit vier Content Marketing Redakteuren zeigen, dass sich in ihrem neuen Arbeitsalltag dieselben journalistischen Aufgaben und Tätigkeiten wiederfinden, mit denen die Seitenwechsler auch bei der Arbeit im Journalismus in Berührung gekommen sind. Viel mehr werden die journalistischen Tätigkeiten durch andere, Content Marketing spezifische Aufgaben ergänzt. Wichtige journalistische Prinzipien wie Unabhängigkeit und Transparenz sind den Befragten, die sich mehrheitlich noch immer als Journalisten sehen, zwar sehr wichtig, können jedoch durch eine hohe Abhängigkeit von Kunden und Auftraggebern nicht in die Arbeit einfließen und umgesetzt werden. Es wurde außerdem festgestellt, dass die Frage, ob es sich bei den Content Marketing Redakteuren um Journalisten und ob es sich bei den entstandenen Inhalten um massenmediale Inhalte handelt, einer dringenden Klärung bedarf, da dies maßgeblich darüber entscheidet, ob das Presserecht an Gültigkeit besitzt und ob Privilegien, wie bspw. der Auskunftsanspruch greifen.