transfer 20(1) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Der Anti-Heimatfilm

Romantik, Moral und Heimatgefühl und der Einfluss auf den Konsum und die Bewertung des Anti-Heimatfilms

Der Anti-Heimatfilm ist aus dem Heimatfilm entstanden. Er verwendet dieselben Motive und stellt den Begriff Heimat ins Zentrum des Diskurses.
Die Arbeit sucht Unterschiede in den Einstellungen zu Romantik, moralischen Werten und nationaler Identität. Doch auch die Strategie der Angstbewältigung, Sensation Seeking und Kontrollerwartung sowie das Involvement und das narrative Engagement spielen eine Rolle. Untersucht werden Unterschiede in Konsum und Bewertung des Anti-Heimatfilms (AHF).
182 Studierende nahmen an einer standardisierten Online-Befragung teil. Den Probanden wurde jeweils eine etwa 15-minütige Zusammenfassung der „Paradies-Trilogie“ von Ulrich Seidl in drei Versionen gezeigt. Die Versionen unterschieden sich hinsichtlich ihrer Darstellung der Attribute Konflikt, Landschaft und Ironie.
Vor allem Authentizität spielte für die AHF-Seher, fehlende Emotionalität für die AHF-Verweigerer eine entscheidende Rolle. Weiters machte die Einstellung zum Kosmopolitismus und den Vermittlungswerten einen deutlichen Unterschied. Keinen wesentlichen Einfluss hingegen hatten die Einstellung zur Romantik und psychologische Merkmale (Angstbewältigung, Sensation Seeking, Kontrollerwartung).
Am besten wurde der Anti-Heimatfilm, der nur kritische Darstellungen enthielt, bewertet. Landschaftliche Darstellungen im Film ließen die Geschichte weniger komplex, aber romantischer wirken.