Analysiert werden die Bedingungen der politischen Bewußtseinsbildung der Bevölkerung in Anbetracht der massenmedialen politischen Vermittlungsleistungen. Für das politische System wurden die Massenmedien zu einem Schlüsselinstrument politischer Steuerung; politisches Handeln wurde zunehmend zu einer Frage der Inszenierung unter dem Aspekt der Medienwirksamkeit.
Aber auch das Mediensystem drängt politischen Sachverhalten seine eigenen Reproduktionsstrukturen auf, verwandelt Politik in Infotainment, mit dem Gesamtresultat, daß Politik die BürgerInnen überwiegend in Form einer Medienrealität erreicht, die die Komplexität von Politik nicht wiederzugeben vermag. An der Basis einer demokratischen Öffentlichkeit findet eine grob simplifizierende Meinungsbildung statt.
Der Wandel zur Informationsgesellschaft hat keinesfalls eine politisch informierte Gesellschaft hervorgebracht. Der Zuwachs an Informationsquantität ist mit einem Verlust an Informationsqualität einhergegangen. Eine zunehmende Wissenskluft im Sinne einer Bewußtseinskluft ist zu befürchten.
Demokratiepolitisch problematisch ist die zunehmende Vermachtung des Systems Öffentlichkeit, das von den Teilsystemen Politik, Medien und Wirtschaft wechselseitig durchdrungen wird. Das Publikum ist eine weitestgehend passive Größe, die politische Kommunikation und Meinungsbildung ein im wesentlichen elitegesteuerter Prozeß.
Die Erwartungen der politischen Aufklärung haben sich damit nicht erfüllt. Das Informationsgefälle zu Lasten der BürgerInnen gehört unbestritten zu den Strukturproblemen moderner Demokratien.
Demokratieentwicklung und Medienindustrie
Politische Bewußtseinsbildung im Zeitalter der massenmedialen Politikvermittlung