Ausgangspunkt ist die Determinationsthese. Baerns blendete in ihren Erhebungen alle Einflussfaktoren auf die journalistische Informationsselektion aus. Zu den unberücksichtigten Faktoren zählen das Ressort und der Status der Informationsquelle. Die Fallstudie stellt sich die Frage nach der Abhängigkeit des Journalismus von Public Relations und dem Einfluss des Ressorts und des Status der Informationsquelle auf die Informationsselektion. Die Analyse verglich die Lokalredaktion Erfurt und die Landesredaktion Thüringen der Thüringer Allgemeinen. Diese beiden Redaktionen verfügen aufgrund ihrer räumlichen Nähe über zum Teil übereinstimmende Informationsquellen. Zudem bewerten die Lokaljournalisten laut der ersten ‚Journalismus in Deutschland‘-Studie PR-Quellen positiver als politische Journalisten, was sich auf den Umgang mit PR-Texten auswirken könnte.
Im Herbst 2004 führte die Verfasserin teilnehmende Beobachtungen, Experteninterviews und einen Input-Output-Vergleich aller schriftlichen Informationsquellen mit der Gesamtberichterstattung durch.
Die Ergebnisse der Fallstudie können eine Beeinflussung des Journalismus im Sinne einer problematischen Abhängigkeit von PR-Leistungen nicht nachweisen. Weniger als ein Viertel der Gesamtberichterstattung geht auf eine PR-Quelle zurück. Wenn eine Übernahme von PR-Texten stattfindet, ist die Determination des Timings im Landesjournalismus stärker ausgeprägt als im Lokalen. Ressortspezifische Unterschiede zeigen sich in den Transformationsleistungen und der Statusorientierung.
Das Verhältnis zwischen Journalismus und Public Relations. Ressort und Status der Informationsquelle als Einflussfaktoren
Eine Fallstudie am Beispiel der Thüringer Allgemeinen