Den Einstieg in die Arbeit bildet eine Charakterisierung des Genres Soap Opera. Nach einem Überblick über die Entwicklungsgeschichte und Ausdifferenzierung des Genres in den USA und in Deutschland geht es um die Textualität und Intertextualität der Soaps. Um die Serien herum hat sich nach dem Vorbild der USA auch hierzulande eine eigene Soap Opera-Kultur gebildet: Die Serien werden z.T. von sendereigenen Magazinen begleitet, es wurden Hotlines eingerichtet, unzählige Merchandisingartikel auf den Markt gebracht, und Berichte über einzelne DarstellerInnen füllen Jugendzeitschriften oder Hochglanzmagazine.
Im Mittelpunkt des Interesses der Arbeit stehen die Fans der von Marienhof, die eine eigene Fankultur entwickelt haben. Nicht nur für die Serie im ganzen, sondern auch für viele der Marienhof-DarstellerInnen wurden eigene Fanclubs gegründet, die Treffen organisieren und Clubhefte herausgeben.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fans populärer Kulturprodukte steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Dass Soaps nicht zwangsläufig dem vielgescholtenen Eskapismus Vorschub leisten, sondern als offene Medientexte vielfältige Lesarten ermöglichen und von ihren RezipientInnen aktiv genutzt werden, ist vor allem im Rahmen der Cultural Studies herausgearbeitet worden. Ein Ziel der Arbeit war es, diesen Aktivitäten von Soap Opera-Fans nachzuspüren. Zu diesem Zweck wurden die LeiterInnen von 17 Marienhof-Fanclubs befragt.
Der differenzierte Blick auf die einzelnen Fanclubs zeigt, dass sich Art und Ausmaß der Fan-Aktivitäten zum Teil stark unterscheiden: Während einige Clubs Umfragen oder Unterschriften-Aktionen organisiert haben, um bestimmte DarstellerInnen häufiger in der Serie zu sehen oder sie in den Marienhof zurückzuholen, und andere ihre Mitglieder zu Kritik an der Serie animieren, um diese an die Verantwortlichen weiterzuleiten, bleiben in manchen Clubs die Aktivitäten auf jährliche Clubtreffen und die Herausgabe einer Clubzeitschrift beschränkt. Auch bei der wohl deutlichsten Form der Fan-Produktivität, den Clubheften, zeigten sich große Unterschiede hinsichtlich des Engagements der Fans: Während einige ClubleiterInnen sich über aktive Mitarbeit ihrer Mitglieder an den Heften freuen konnten, beklagten andere mangelnde Resonanz und Desinteresse der Fans.
Neben der Frage nach den Fanclubaktivitäten thematisiert die Arbeit schließlich die Bedeutung der Fanclubs für die MacherInnen der Serie. Hierzu wurden Telefoninterviews mit dem Produzenten, der Redakteurin und der Pressesprecherin geführt. Die Gespräche machten deutlich, dass Fankritik – wenn sie sich auf eine bestimmte Geschichte oder ein bestimmtes Moment bündelt – durchaus Veränderungen in der Serie bewirken kann – jedoch nur innerhalb der Grenzen, die der verantwortliche Sender, die SchauspielerInnen selbst und letztlich auch die Werbeindustrie stecken.