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Das Rollenselbstverständnis alternativer Medienschaffender

Durch die Publikationsmöglichkeiten des Internets und aus einer weltweiten Vertrauenskrise in die Leitmedien heraus sind neue, alternative Medienformate wie Nachrichtenblogs entstanden. Informationen aus Interviews mit fünf alternativen Medienschaffenden zu ihrem Rollenselbstverständnis konnten im Rahmen dieser Arbeit zu einem neuen Journalisten-Typ zusammengefasst werden. Abgefragt wurden die Orientierung an journalistischen Standards, der journalistische Kapitalbesitz und die Arbeitsweise, verglichen mit jenen der Leitmedien.

Der erforschte Journalisten-Typ orientiert sich an der Objektivität, kann diese aufgrund der unausgeglichenen Berichterstattung aber nicht gewährleisten. Er handelt weitgehend autonom und frei von außer-journalistischen Einflüssen, fühlt sich jedoch Zensurversuchen ausgesetzt. Er besitzt wenig ökonomisches, symbolisches und kulturelles, dafür aber meist hohes soziales Kapital, sprich: Durchlief meist keine journalistische Ausbildung, verdient mit seinen Medienerzeugnissen kein Geld und wird von Politik und Leitmedien in ein schlechtes Licht gerückt. Dafür verfügt er über relevante Kontakte innerhalb der Alternativen-Medien-Szene, die er zu seinem Vorteil nutzt.