Ausgangspunkt der Arbeit ist die in Deutschland von Medienbeobachtern und Kulturkritikern geführte Diskussion über das Bestehen einer Krise des Feuilletons. Diese Krise lässt sich mit Boulevardisierung, einem damit verbundenen Verlust von Qualität sowie sinkender Kritikbereitschaft beschreiben. Ob eine solche Krise (auch) in den Kulturteilen der Deutschschweizer Tagespresse zu erkennen ist, steht im zentralen Forschungsinteresse der Untersuchung.
Mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse wurden die Artikel der Kulturteile der acht größten Deutschschweizer Tageszeitungen während einer künstlichen Woche des Jahres 2005 untersucht (N=450). Um Wertungen in der Berichterstattung genauer analysieren zu können (damit Aussagen über die Kritikbereitschaft formuliert werden können), wurde neben der Themen-Frequenz-Analyse eine Kombination von Frequenz- und Argumentationsanalyse durchgeführt.
Eine Krise des Feuilletons konnte nicht aufgezeigt werden: Ein Qualitätsverlust durch Boulevardisierung ist kaum zu erkennen, die publizistischen Qualitätsmerkmale Quellenbeschaffenheit und Aktualität sind erfüllt, die Personalisierung ist gering, Emotionalisierung und Negativismus konnten nicht nachgewiesen werden und die Kritikbereitschaft ist sehr hoch. Einige Anzeichen für eine Krise in Form von Regionalisierung, Personalisierung auf Bildern, Visualisierung und dem gültigen Nachrichtenfaktor Prominenz reichen nicht aus, um von einer Krise des Feuilletons sprechen zu können.
Das Feuilleton in der Krise?
Eine quantitative Inhaltsanalyse der Kulturberichterstattung von acht Deutschschweizer Tageszeitungen vor dem Hintergrund der Krise des Feuilletons