Peter Glotz (1939-2005) zählt zu den bekanntesten, aber auch ungewöhnlichsten Vertretern der Kommunikationswissenschaft. Nach seinen wissenschaftlichen Anfängen am Münchner Institut kehrte er 1972 der akademischen Welt den Rücken und widmete sich ganz seiner politischen Karriere. Im Jahre 1996 kehrte er als Gründungsrektor der Universität Erfurt in die Wissenschaft zurück. Wie kann es einem Mann, der so lange keine universitäre Position bekleidete, als erstem Kommunikationswissenschaftler überhaupt gelingen, zum Gründungsdirektor einer Universität aufzusteigen? Welche Erlebnisse und Einflüsse prägten sein Fachverständnis?
Theoretisch bedient sich die Untersuchung der Feldtheorie Pierre Bourdieus, die es ermöglicht, die Position im wissenschaftlichen Feld über die Lebensgeschichte des Akteurs sowie über die Fähigkeiten, Beziehungen und Besitztümer zu erklären, die sich ein Mensch im Laufe seines Lebens erarbeiten kann.
In einem ersten Schritt der Untersuchung wird ein Kategoriensystem entwickelt, das den Leitfaden der wissenschaftlichen Analyse der Publikationen bildet, die Glotz nach seiner Rückkehr in die Wissenschaft veröffentlicht hat. Darüber hinaus wurden autobiographische Texte untersucht, sowie Leitfadengespräche mit der Witwe, Weggefährten und Kollegen geführt.
Die Arbeit beleuchtet die Perspektive eines in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Wissenschaftlers auf die Kommunikationswissenschaft, ein Fach, das sich deutlich weniger mit seiner Geschichte beschäftigt, als vergleichbare akademische Disziplinen.
Das Fachverständnis von Peter Glotz
Ein Grenzgänger zwischen den Feldern Politik und Wissenschaft