transfer 19(2) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Das Blickverhalten beim Rezeptionsprozess einer multicodal gestalteten Nachrichtenwebsite

Wo geht unsere Aufmerksamkeit hin?

Wohin wir schauen und wie lange wir unsere Blicke auf Etwas richten, beeinflusst unsere Informationsverarbeitung. Bezogen auf eine typische Nachrichtenwebsite wurde mittels Blickaufzeichnungsverfahren den Fragen nachgegangen, was ein Rezipient betrachtet, ob sich dabei typische Betrachtungsmuster offenbaren und wie lange die Verweildauer auf bestimmten Elementen beträgt bzw. in welchen Fällen sie mit dem Inhalt oder den subjektiven Motiven variiert.
Bei dem Versuchsaufbau wurden, dem Salienzmodell entsprechend, sowohl Top-Down-Prozesse (Rezipientenmotive) als auch Bottom-Up-Elemente (Stimuluseigenschaften) in die Erklärung des Blickverhaltens aufgenommen. Die Probanden sahen in der Hauptrunde eine von zwei Versionen einer vermeintlich aktuellen und real existierenden Nachrichtenwebsite mit manipulierten Bildern (Valenzstärke). Danach folgten fünf Durchgänge, in denen die Fähigkeit der Aufmerksamkeitserzeugung von verschiedenen Faktoren (Elementanordnung, Autorengeschlecht, Bildqualität, Involvement und periphere Aktivität) im Intergruppenvergleich beobachtet wurde. Zudem wurde eine alternative Auswertungssoftware programmiert, die dem jeweiligen Analyseinteresse nachhaltig angepasst werden kann.

Die qualitative und quantitative Datenauswertung ergab, dass Bottom-Up-Elemente besonders wirksam für die kurzfristige Aufmerksamkeitsgenierung sind. Zudem wirkten Anordnung, Gesichter, Bildgröße und die Valenzstärke auf die Wahrnehmung und Erinnerung ein.