In der politischen Medienberichterstattung spielen Informationen über Persönlichkeits- und Charaktermerkmale von Politikern eine immer wichtigere Rolle. Die Ergebnisse von internationalen und deutschen Studien zeigen auf, dass Politiker in den Medien einerseits immer weniger zitiert werden und andererseits wertende Aussagen über Politiker zunehmend von Journalisten stammen. Gleichzeitig wird die Norm der Trennung von Nachricht und Meinung oftmals vernachlässigt. Im Hinblick darauf lautet die zentrale Fragestellung der Arbeit: Welche Rolle spielt der einzelne Journalist bei der Bewertung von Politikern im Zeitverlauf? Im Gegensatz zu Arbeiten mit ähnlichem Forschungsinteresse werden die Einstellungen und Meinungen der Journalisten hier nicht durch eine Befragung ermittelt, sondern es wurde ein Kategoriensystem zur inhaltsanalytischen Untersuchung ihrer Beiträge und der darin enthaltenen Urteile entwickelt. Dadurch war es möglich die Bewertungen ihren Urhebern zuzuordnen und Aussagen über die Bedeutung der Meinungen von einzelnen Journalisten für die Gesamtbewertung eines Politikers in einem Medium zu treffen. Die Untersuchung wurde exemplarisch an der Politikberichterstattung der Süddeutschen Zeitung über Angela Merkel während eines Jahres durchgeführt. Es konnten fünf Journalisten ermittelt werden, die durch ihre Beiträge die Gesamtbewertung von Angela Merkel beeinflussten. Die Rolle des einzelnen Journalisten geht damit weit über die eines objektiven Beobachters hinaus.
Das Bild des Politikers in den Medien
Exemplarische Studie zur Rolle einzelner Journalisten bei der Bewertung von Politikern in der Presse