Obwohl Emotionen im Kommunikationsprozess – insbesondere bei audiovisuellen Medien – eine bedeutende Wirkung beigemessen werden, findet selten eine Reflexion darüber statt, wie Emotionen adäquat gemessen werden können und welche Wirkungen von dargestellten Emotionen (von Politikern) ausgehen. Die vorliegende Arbeit widmet sich diesem weitgehend unberührten Forschungsfeld und befasst sich daher mit dem Wechselwirkungsverhältnis zwischen dargestellten Emotionen von Politikern und den emotionalen Reaktionen der Rezipienten. Zudem wird der Frage nachgegangen, inwiefern dargestellte Emotionen von Politikern Einfluss auf deren Image (Charakter und Kompetenz) nehmen können.
Für die empirische Untersuchung wurde ein experimentelles Design gewählt: Zwei homogene Experimentalgruppen sahen jeweils einen manipulierten Fernsehbeitrag über Angela Merkel, in dem die Politikerin entweder ausschließlich positive oder ausschließlich negative Emotionen zeigte. Das emotionale Rezeptionserleben der Versuchsteilnehmer wurde mit Hilfe des Continuous Response Measurements, Urteile über Charakter und Kompetenz ex post per Fragebogen abgefragt. Die Ergebnisse lassen auf kurzfristige Effekte der Versuchsanordnung schließen: Sowohl das emotionale Rezeptionserleben, als auch das Urteil über Angela Merkels Auftritt im Fernsehbeitrag unterscheiden sich in den beiden Experimentalgruppen. Gleiches gilt für die Wichtigkeit des Charakters als Beurteilungskriterium für Angela Merkel.