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Crisis Identity

Welchen Anteil hat Punkrock an der Identität und Lebenswelt seiner Hörer?

Anders als zu seiner Entstehungszeit in den 1970er und 1980er Jahren, stellt Punk in der heutigen Zeit keine Subkultur im Sinne einer abgekapselten Parallelgesellschaft dar. Ein Angehöriger der Szene kann Rettungssanitäter bei der Feuerwehr sein, Sozialarbeiter oder Dozent für Politikwissenschaften an einer Universität. In Ausübung solcher Tätigkeiten befindet er sich in der Mitte der Gesellschaft.

Nur, was unterscheidet ihn dann überhaupt noch von der breiten Masse? Immerhin grenzt oder hebt er sich mit gefärbten Haaren, Nietenjacken oder Tätowierungen bewusst von seiner Umgebung ab. Handelt es sich dabei um Eskapismus, einen Ausbruch aus dem Allerweltsalltag? Oder ist Punk noch immer ein „way of life“ mit einer ganz eigenen Kultur und Lebensphilosophie?

Ziel der Arbeit war, anhand qualitativer Leitfadeninterviews herauszufinden, wie sich die Zugehörigkeit zur Punkrock-Jugendkultur auf die Identität und Lebenswelt einzelner Individuen aus der Szene auswirkt. Als theoretisches Fundament diente die Strukturationstheorie nach Anthony Giddens.

Im Ergebnis stellt Punk für die Meisten ein ganz bestimmtes Lebensgefühl dar, welches eng mit einer Weltanschauung verbunden ist, der das Streben nach größtmöglicher individueller Freiheit und Beseitigung sozialer Ungleichheiten zugrunde liegt. Als zentrale Einflussfaktoren für die Ausprägung dieser Szene-Identifikation wurden das Alter, die Dauer der Szenezugehörigkeit und das engere persönliche Umfeld identifiziert.