Gegenstand der Arbeit sind Fernsehsendungen, in denen sich Zuschauer spontan per Telefon oder Fax zu Wort melden können. Da solche Sendungen bisher kaum kommunikationswissenschaftliche Beachtung fanden, liegt das Hauptziel der Untersuchung in einer ersten komplexitätsreduzierenden Kategorisierung von Call-In-Reihen.
Im theoretischen Teil werden die Schlagworte Partizipation und Interaktivität als Haupttriebfedern für die Etablierung von Call-In-Sendungen identifiziert, und die Entwicklung der Sendeform dargestellt. Als mögliche Funktionen der Sendungen werden die Idealtypen „Feedback“ und „vermittelte Kommunikation“ vorgestellt: während Feedback-Sendungen am Ideal der Zuschauer-Sender-Bindung orientiert sind, sollen „vermittelnde“ Call-In-Sendungen vorrangig Meinungsaustausch ermöglichen.
Zum Zeitpunkt der Arbeit entsprachen 40 Sendereihen der vorgestellten Definition von Call-In-Sendungen. Die Analyse je einer Ausgabe dieser Reihen und die postalische Befragung der Redaktionen zeigen typisierungsrelevante Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Sendekonzepte in den Bereichen Umfang, inhaltliche Konzeption, Moderation, Gästekonzeption, Zuschauereinbezug, Rückkanäle und visuelle Dynamik. Auf dieser Basis werden elf typische Konzeptionen von Call-In-Reihen definiert und die konkreten Sendungen diesen Kategorien zugeordnet. Die Mehrheit der ermittelten Typen gibt Anlaß zu der Vermutung, daß von den Anbietern von Call-In-Reihen vorrangig das Funktionsideal „Feedback“ angestrebt wird.
Call-In-Sendungen im deutschen Fernsehen
Entwicklung, Konzeptionen und Funktionen