Am Beispiel von ausgewählten Fotografien aus dem Syrienkrieg, die Kinder zeigen, wurde in dieser Arbeit illustriert, dass ausdrucksvolle Bilder aus dem Krieg nicht nur emotionalisieren können, sondern auch Medienhäuser und Redaktionen vor eine medienethische Abwägung stellen. Gilt es, den Schutz der Würde der Abgebildeten dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit zurückzustellen, wenn solche Kriegsbilder – das zeigt der Fall Aylan Kurdi – zu persönlicher und politischer Anteilnahme führen können? Und falls die Antwort auf diese Frage ja lautet: Sollten z.B. auch Fotografien toter Kinder gezeigt werden? Oder sollte in manchen Fällen zumindest eine (Teil-)Zensur greifen? Das dient auch dem Zweck, den Rezipienten nicht mit unnötig verstörenden Gewaltdarstellungen zu konfrontieren.
Fünf Fotografien aus dem syrischen Kriegsgebiet Ost-Ghouta, Artikeln auf Spiegel Online und Bild Online entnommen, wurden im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse – mit Bezug auf die Inhalts- sowie die Instrumentaldimension – auf ihr Emotionalisierungspotential untersucht. Dieses ist nicht allein vom Inhalt, sondern auch von der formal-ästhetischen Aufmachung des Bildes abhängig. Exemplarisch wurde die mögliche Wirkung der Fotografien medienethischen Aspekten gegenübergestellt.
Trotz ethischer Problematiken können die Fotografien die Aufmerksamkeit auf einen Krieg mit vielen zivilen und unschuldigen Opfern lenken und funktionieren somit als Hilferuf. Abschließend wurde festgestellt, dass auch die Kontextualisierung der Bilder im Text von medienethischer Bedeutung ist und ihr mehr Beachtung in der Bildethik geschenkt werden sollte.
Bilder als Hilferuf?
Medienethische Aspekte emotionalisierender Kriegsfotografie am Beispiel von ausgewählten Bildmotiven mit syrischen Kindern