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Bild-Text-Interferenzen von Spiegel-Titeln

Bild und Text unterscheiden sich grundlegend in ihren Möglichkeiten, Wirklichkeit abzubilden und Bedeutung zu transportieren. Besonders auf den Titelseiten von Printmedien jeder Art ergeben sich aus der kombinierten Verwendung von Bild- und Textbotschaft unterschiedliche Formen des Zusammenwirkens, der Bild-Text-Interferenz.
Exemplarisch bezogen auf den Jahrgang 2002 des Nachrichtenmagazins ‚Der Spiegel‘ untersucht die Studie Formen, typische Muster und Formpräferenzen der Bild-Text-Interferenz, Funktionen von Bild und Text für die Botschaft des Titelbildes sowie Entsprechungen oder Abweichungen im Verhältnis von Titelbild und Titelgeschichte. Als theoretische Grundlagen dienen insbesondere Erkenntnisse der kognitiven Psychologie, Sprachwissenschaft, Semiotik und der klassischen Ästhetik. Auf deren Basis erfolgte die Entwicklung eines theoriegeleiteten Untersuchungsinstruments, das für die Titelanalyse verwendet wurde.
Der quantitativ-inhaltsanalytischen Untersuchung des Titelmaterials ging eine qualitative Vorstudie aller 52 Titelseiten voran, wobei mit Hilfe ikonographischer und semiotischer Methoden die Inhalte von Bild und Text sowie ihr Interagieren sichtbar gemacht wurden.
Die Analyse zeigt, dass Bild und Text auf den Spiegel-Titeln so miteinander verbunden sind, dass sie gedankliche Konzepte der Titelgeschichte möglichst eindeutig vermitteln. Titelbild und Titelgeschichte bilden zumeist eine gestalterisch perfekt aufeinander abgestimmte Einheit – offen hingegen bleibt die Frage, ob der Rezipient diese tatsächlich so aufnimmt, wie sie verstanden werden soll.