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Berichterstattung über Schwangerschaftsabbrüche – Welchen Einfluss hat das Geschlecht?

Eine Inhaltsanalyse vier deutscher Tageszeitungen

In Deutschland wurde das Abtreibungsrecht zuletzt im Februar 2019 mit der Neuregelung des § 219a Strafgesetzbuch (StGB), welcher die „Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft“ regelt, angepasst. Dieser Abstimmung ging eine lange gesellschaftliche Debatte voraus, die sich auch danach fortsetzte und in allen Phasen von den Medien aufgegriffen wurde.

Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse wurde diese Debatte genauer betrachtet und auf die Forschungsfrage hin untersucht, ob Journalistinnen und Journalisten unterschiedlich über das Thema Schwangerschaftsabbruch berichten. Für die Studie wurde eingangs die Entwicklung der gesetzlichen Regelungen von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland von 1871 bis hin zur Neuregelung des § 219a StGB sowie verschiedene Standpunkte in und Begriffe der Abtreibungsdebatte herausgearbeitet. Weiterhin wurden Geschlechterrollen und -stereotypen näher betrachtet. Anschließend wurde die Berichterstattung der überregionalen deutschen Tageszeitungen Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung und Die Tageszeitung untersucht, die zwischen dem 1. Dezember 2018 und dem 31. Mai 2019 stattfand. Den ungefähren Mittelpunkt des Erhebungszeitraums markiert die Abstimmung des Bundestages über den § 219a StGB. Die erhobenen Artikel wurden auf die Aspekte unterschiedliche Bewertungen, Bezüge zur Frauenbewegung, die Beschreibung von Männern und Frauen sowie Bezüge zu Abtreibungsgegnerinnen und -gegnern sowie -befürworterinnen und -befürwortern hin analysiert, um mögliche geschlechterspezifische Unterschiede herauszuarbeiten.

Die Ergebnisse zeigen, dass Journalistinnen verstärkt über das Thema berichten und es auch vielfältiger und kritischer bewerten als Journalisten. Weitere geschlechtsspezifische Unterschiede wurden nicht gefunden, so dass im Gesamtfazit nicht von einer unterschiedlichen Berichterstattung auf Basis des Geschlechtes gesprochen werden kann. Stattdessen beeinflusst viel eher die Medienzugehörigkeit die Berichterstattung.