Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einem seit 1994 laufenden länderübergreifenden zeitgeschichtlichen Zeitungsprojekt des britischen Albertas-Verlages, bei dem faksimilierten Tageszeitungen und Dokumenten aus der NS-Zeit, ergänzt um einen wissenschaftlichen Mantelteil, als Sammeleditionen für ein breites Publikum neu veröffentlicht werden. Bisherige Projekte in Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Finnland, Griechenland, Spanien oder auch in Österreich verliefen erfolgreich, hatten aber kein größeres Aufsehen erregt. Als das erprobte Konzept jedoch auf Deutschland übertragen wurde, kam es zum Rechtsstreit, in dem der Freistaat Bayern den Nachdruck des Völkischen Beobachters untersagte.
In einem empirischen Teil werden die Vorgängerprojekte qualitativ miteinander verglichen, die historischen Ausgangssituationen beleuchtet und die jeweiligen Projektleiter interviewt, wobei sich zeigt, dass das einmal gefundene Grundmodell nur minimal variiert wurde, die Rezeption aber durchaus unterschiedlich verlief. Einer detaillierten Analyse wird schließlich die österreichische Version NachRichten unterzogen sowie auf die PR-Arbeit und das Marketingkonzept eingegangen. Auch Pressestimmen und Kritik finden Beachtung. Hierbei zeigt sich, dass der Verlag sehr wohl mit einer ähnlichen Eskalation wie in Deutschland gerechnet hat, auch wenn es letztlich nicht dazu gekommen ist, was wiederum Rückschlüsse auf das unterschiedliche Geschichtsbewusstsein in Österreich gegenüber Deutschland, was die Zeit des Nationalsozialismus betrifft, zulässt.
Augenzeugenschaft im Nachhinein
"Living History" anhand der historischen Zeitungsprojekte des Albertas-Verlages unter besonderer Berücksichtigung der Österreich-Ausgabe "NachRichten"