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Arisierung‘ im Wiener Buchdrucks- und Verlagsgewerbe anhand zweier Fallbeispiele

Die Druckerei 'Jahoda & Siegel' und der Verlag 'Richard Lanyi'

‚Arisierung‘, d.h. der Eigentumstransfer von jüdischem Vermögen an ‚Arier‘, war eines der Schlagworte der NS-Wirtschaftspolitik. Ziel der Arbeit ist es einerseits die ‚Arisierungsvorgänge‘ im Wiener Verlags- und Buchdruckereigewerbe allgemein zu beschreiben. Andererseits soll durch die beiden Fallbeispiele die menschliche Seite der Vorgänge beleuchtet werden, d.h. welche Folgen eine ‚Arisierung‘ für die Betroffenen hatte (Emigration, Deportation, Ermordung), wer die Täter waren (oft eigene Angestellte, Konkurrenten etc.) und mit welcher Brutalität ‚Arisierungen‘ konkret abgewickelt wurden.

Die Druckerei ‚Jahoda & Siegel‘ soll dabei für all jene Fälle stehen, in denen es den Betroffenen gelang, sich auch im Exil eine erfolgreiche Existenz aufzubauen, bzw. in denen das entzogene Vermögen nach 1945 restituiert wurde. Der Fall des Buchhändlers und Verlegers Richard Lanyi hingegen steht als Beispiel für eine ‚wilde Arisierung‘ gleich in den Anfangstagen des NS-Regimes. Richard Lanyi wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet, sein Vermögen nie zur Gänze rückgestellt.
Als Quellen dienten in erster Linie Aktenbestände in diversen Wiener Archiven, sowie allgemeine Literatur über die NS-Zeit in Wien. Außerdem wurden Oral-History-Interviews mit Herrn George Host und Frau Eva Shmoys (beide verwandt mit der Familie Jahoda), mit Herrn Helmut Schmidt (führte den Nachfolgebetrieb von Jahoda & Siegel) und mit Frau Susan Bronner (ehemalige Angestellte bei Richard Lanyi) geführt.