Aus der Frage nach dem „Wie“ des Zusammenspiels von Politik und Publizistik ergibt sich vor dem Hintergrund der neueren Systemtheorie eine präzisere Formulierung dessen, was häufig unter dem Schlagwort der Amerikanisierung behandelt wird: ein unterstelltes Dominanz-Dependenzverhältnis, das nicht recht zu Ansätzen nicht-hierarchischer Funktionssysteme passen will. Ausgehend von der Analyse der Gesellschaft und ihrer Funktionssysteme Politik und Publizistik unter kommunikationswissenschaftlichem Blickwinkel (mit Tendenzen wie Info-Inflation und Aufmerksamkeitsverknappung) wird der Begriff der Amerikanisierung in einen größeren Zusammenhang gestellt und als evolutionäre Modernisierung auf gesellschaftlicher Ebene sowie als Strategiebündel der Wahlkampf- und Kampagnenführung mittels Publizistik auf Organisationsebene gefasst. Mit Hilfe des Transformationsmodells wird der politisch-publizistische Geschenkentausch als Markt beschrieben und das Problem der Anschlussfähigkeit der Systemwährungen Macht und Publizität näher untersucht. Aufmerksamkeit erscheint als die auf Programmebene zu verortende ‚Hintergrund- oder Reservewährung‘, als dritte Größe, die intersystemische Kommunikation funktionaler Teilsysteme erst erlaubt. Ein reformulierter relationaler Machtbegriff führt zu der Erkenntnis eines zwar engen und sich bedingenden Verhältnisses, das aber in der offen-geschlossenen Systemkonzeption hinreichend beschrieben werden kann und durch verbleibende Autonomieräume etwaigen Subordinations- oder gar Symbiosevorstellungen eine klare Absage erteilt.
Amerikanisierung der Politik durch die Medien?
Das Zusammenspiel von Publizistik und Politik unter systemtheoretischer Perspektive