Die spezifischen Arbeitsweisen, Arbeitsroutinen und -bedingungen von Auslandskorrespondenten prägen das Bild, das sie in ihren Berichten von dem jeweiligen Land zeichnen. Anhand von qualitativen Interviews mit 18 US-amerikanischen Korrespondenten in London, Paris und Berlin wurde untersucht, wie, wo, unter welchen Bedingungen und mit welchem Selbstverständnis diese Gruppe arbeitet. Wie die Auswertung der Interviews ergab, orientieren sich die Journalisten bei der Auswahl der Themen an den Leitmedien im Berichterstattungsgebiet und den USA, an den Wünschen der Editors sowie am vermuteten Interesse des Publikums, wobei sie das Interesse ihrer Landsleute an Themen aus Europa meist als relativ gering einschätzen. Deshalb ist es ihnen wichtig, die Relevanz des Themas für Amerika zu verdeutlichen. Seit dem 11. September 2001 ist auch der Bezug zum Thema Terrorismus wichtig geworden.
Als Hauptproblem nannten die Befragten vor allem den Zugang zu Quellen. Neue Kommunikationstechnologien erleichtern die Informationsbeschaffung und -übermittlung, erhöhen aber auch den Arbeitsdruck. In dem Anspruch, Sachverhalte zu analysieren und zu interpretieren, nicht jedoch auf Politik und öffentliche Meinung einzuwirken, kommt das Selbstverständnis der befragten Gruppe zum Ausdruck. Die Gatekeeper-Position der Korrespondenten ist in den meisten Fällen als relativ schwach einzuschätzen – unter anderem deshalb, weil der Einfluss der Editors in den vergangenen 15 Jahren zugenommen hat.
Amerikanische Auslandskorrespondenten in Europa
Eine qualitative Kommunikatorstudie zu Arbeitsweisen,
Arbeitsbedingungen und Selbstverständnis amerikanischer Print- und Agentur-Korrespondenten in London, Paris und Berlin