Insbesondere in den Medien wird häufig angenommen, dass es zu einer Amerikanisierung der Wahlkommunikation in Deutschland kommt. Dies wurde anhand der Bundestagswahlen untersucht, da diese über besonders große finanzielle Ressourcen und politische Reichweite verfügen. In Anlehnung an Holtz-Bacha (2000) wurden als Amerikanisierungs-Merkmale die Professionalisierung, die Personalisierung und das Negative Campaigning bzw. der Negativismus bestimmt. Die zugehörigen Indikatoren wurden anhand von Studien zu Wahlwerbespots, den Hauptnachrichten im Fernsehen und der Berichterstattung in überregionalen Tageszeitungen überprüft.
Für die Professionalisierung konnte aufgrund der dünnen Studienlage keine eindeutige Tendenz festgestellt werden. Im Bereich der Personalisierung konnte eine zunehmende Visualisierung in den Werbespots und der Berichterstattung ermittelt werden, während eine Privatisierung (durch Konzentration auf rollenferne Eigenschaften der Politiker) nicht bestätigt wurde. Eine Tendenz zur Horse Race-Berichterstattung fand sich vor allem in den Fernsehnachrichten. Negative Campaigning-Elemente wurden in der Fernsehwerbung häufig genutzt, während der Negativismus in der Medienberichterstattung entgegen der Annahme eher selten auftrat. Somit konnte insgesamt keine eindeutige Tendenz zur Amerikanisierung der Wahlkommunikation festgestellt werden. Die Merkmalsänderungen sind z.T. wohl auch auf den gesellschaftlichen und den Medienwandel zurückzuführen.
Alles nur geklaut? – Amerikanisierung der Wahlkommunikation in Deutschland
Eine Untersuchung der Amerikanisierungstendenzen der Wahlkommunikation zu den Bundestagswahlen