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Alle Videospieler*innen sind Sexist*innen!?

Über die Auswirkungen von Videospielen auf Einstellungen gegenüber Frauen

Videospiele gehören heutzutage zu den populärsten Unterhaltungsmedien innerhalb eines breit gefächerten und diversen Publikums, welches nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern vermehrt auch erwachsene Frauen und Männer einschließt. Die Videospielinhalte unterscheiden sich innerhalb der Altersgruppen allerdings beachtlich. So konnte eine Reihe von Studien eine Vielzahl an sexistischen Inhalten in Videospielen für Erwachsene nachweisen, wobei besonders Frauen sexualisiert und stereotypisiert dargestellt wurden.

Aufgrund bereits nachgewiesener anderweitiger Gaming Effekte untersuchte diese Arbeit die Auswirkungen von sexualisierten Videospielinhalten auf die Einstellungen der Spieler*innen gegenüber Frauen. Dafür wurde eine literaturbasierte Meta-Analyse durchgeführt, bei der vierzehn Studien hinsichtlich verschiedener Ausprägungen von Sexismus (sexistische Einstellungen, feindseliger Sexismus nach der Theory of Ambivalent Sexism, Toleranz sexueller Belästigung und Akzeptanz von Vergewaltigungsmythen) aufgearbeitet, kritisch beleuchtet und miteinander verglichen wurden. Die Studienauswahl erfolgte unter Berücksichtigung zweier Aspekte, um einen validen Vergleich zwischen den Studien zu ermöglichen: Die untersuchten Teilnehmer*innen in den ausgewählten Studien umfassten ausschließlich Studierende, um eine einheitliche Untersuchungsgruppe zu bilden, während die Untersuchungsvariable Auswirkungen auf Ebene der Einstellungen und Überzeugungen der Spieler*innen beinhaltete. Die Analyse der besagten Studien zeigte, dass eine Tendenz zu negativen Auswirkungen von sexualisierten Videospielen auf sexistische Einstellungen vorhanden ist, diese jedoch von der Art des Videospielkonsum sowie der konkreten Ausprägung von Sexismus abhängig ist. So konnten Kausalitäten zwischen aktivem Gameplay und sexistischen Einstellungen nachgewiesen werden, welche sich besonders in der Toleranz sexueller Belästigung äußerten. Für die restlichen Ausprägungen von Sexismus fielen die Ergebnisse gemischt aus, sodass keine eindeutigen Effekte nachgewiesen werden konnten. Die Validität der untersuchten Studien konnte aufgrund methodischer Einschränkungen – welche in zukünftiger Forschung angepasst werden sollten – allerdings nicht gewährleistet werden. Demnach konnten abhängig von der gewählten Art des Videospielkonsums videospielspezifische Wirkungsmechanismen nicht einbezogen werden; mithilfe kurzer Expositionsdauer konnten lediglich kurzzeitige Effekte nachgewiesen werden; und narrative Nebenhandlungen sowie bekannte Videospielfiguren innerhalb der Videospielauswahl können zu Verzerrungen geführt haben.