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Ärztliche Medizinkommunikation im World Wide Web nach der Liberalisierung des Werbeverbots für Ärzte in der BRD

Eine Kommunikatorstudie zur Internetpräsenz niedergelassener Vertragsärzte

Das Werbeverbot für Ärzte ist in Deutschland weitgehend liberalisiert worden. Entsprechend ist eine Vielzahl von Praxis-Homepages entstanden. Die kommunikatorseitigen Aspekte dieses neuen Phänomens in der Medizinkommunikation sind Gegenstand dieser explorativen Studie unter der Forschungsfrage: Medizin oder Markt?
Die Bereiche Medizinkommunikation, Internet-Kommunikation und die Entwicklung des Gesundheitssystems werden zunächst skizziert. Dabei wird literaturbasiert die Perspektive der Kommunikatoren, also der Vertragsärzte, erarbeitet.
Dem empirischen, qualitativen Forschungsdesign liegt die Grounded Theory zugrunde, mit der das Sample ausgewählt wird. Eine quantitative Erhebung der Webseiten-Nutzung wird zur Hypothesenentwicklung integriert. Ziel des Vorgehens ist eine Theoriebildung mittlerer Reichweite.
Es wird pro Arzt eine Website qualitativ analysiert und ein Interview mit dem Autor geführt. Daraus resultierend wird forschungsleitend die nächste Untersuchungseinheit gewählt. Schrittweise werden so Erkenntnisse in die Theoriebildung eingebracht. Resultat: Die Vertragsärzte orientieren ihre Medizinkommunikation an der jeweiligen Entität der Patientenleiden und behalten den Kommunikationsstil des Arzt-Patienten-Verhältnisses bei. Sie richten jedoch eine Website nur ein, wenn in ihrer Vorstellung es der Wettbewerb um Patienten erfordert. Dies korrespondiert mit einer Denktradition deutscher Vertragsärzte, die aus ökonomischen Gründen staatliche Gesundheits-Politik ablehnt.